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Tartu is calling

Der Winter in Lettland tobt sich noch immer aus. Die Tage sind kurz. Der Wind ist eisig. Und es schneit ununterbrochen. Eigentlich mehr als geung Gründe, um den ganzen Tag im Haus uz verbringen.


Aber nach viel zu langen Wochen(-enden) in Riga/Tukums verlässt auch den kühnsten Freiwilligen den Mut und es erwacht das Reisefieber in ihm.


So erging es auch meiner französischen Mitfreiwilligen Fanette und mir am letzten Wochenende. Der lettische Winter, Alltagstrott und Langeweile sorgten dafür, dass wir kurzerhand in den Bus gestiegen sind, um nach Tartu (Estland) zu fahren. Durch Zufall kenne ich eine deutsche Freiwillige dort und so war eine Bleibe für die Nacht schnell gefunden.


Und so starteten wir also am Samstagmorgen mehr oder weniger spontan unsere kleine Reise in Riga, nur um vier Stunden später in Tartu anzukommen, wo uns netterweise eine weitere Freiwillige am Bahnhof abgeholt hat. Es ist schon irgendwie komisch. Auch wenn ich in Deutschland nicht weit von der polnischen Grenze entfernt lebe (2 Stunden mit dem Auto), bin ich nie für ein Wochenende einfach in unser Nachbarland gefahren. Während eines Freiwilligendienstes - das habe ich schon letztes Jahr in Frankreich gelernt - ist das aber etwas ganz Normales - Grenzen verschwinden, Fremde werden zu Freunden. Und eigentlich ist Estland gar nicht so anders als Lettland. Wir haben die Menschen genau so wenig verstanden wie hier in Tukums und das Essen war ähnlich lecker.


Nun hatten wir trotzdem eine Mission in Tartu, die sich letztendlich (Achtung, Spoiler!) als Mission Impossible herausstellte. Estland feierte an diesem Wochenende den 100. Jahrestag seiner Unabhängigkeit, den wir natürlich nicht verpassen wollten - vor allem nachdem ich am 18. November das große Feuerwerk anlässlich des 99. Geburtstags Lettlands verpasst hatte, waren meine Erwartungen ziemlich hoch. Glücklicherweise fanden die Hauptfeierlichkeiten nicht in Estlands Hauptstadt Tallinn sondern im kleinen Tartu statt: Die Präsidentin sollte eine lang erwartete Rede halten und danach eine Konzert eröffnen - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Natürlich war uns bewusst, dass wir nicht in den Konzertsaal kommen würden, aber irgendwie hatten wir doch auf ein Wunder oder zumindest auf PublicViewing gehofft.


Stattdessen fanden wir uns irgendwo im Nirgendwo wieder, wo wir auch ziemlich schnell von sehr strengen Polizisten wieder weggescheucht wurden - nachdem wir über eine Stunde zum Veranstaltungsort, dem Estnischen Nationalmuseum, gewandert sind - bei -24 Grad Celsius Außentemperatur. Und somit endete der Tag für uns nicht mit einem großen Feuerwerk, sondern mit Käsenudeln in einer kleinen Küche unserer Mitfreiwilligen. Den nächsten Tag nutzen wir dann trotz der eisigen Kälte, um die Stadt etwas zu erkunden. Durch Zufall haben wir das Papier- und Druckmuseum gefunden, in dem wir einen unvergesslichen Nachmittag verbringen konnten: Nach einer kleinen Führung von einer ehemaligen Freiwilligen durften wir den Buchdruck a la Gutenberg ausprobieren und Papier aus alten Jeans herstellen.

Und somit gab es nach dem enttäuschenden Geburtstag und trotz der Kälte doch noch ein Happy-End im kalten Estland und wir waren mit unserem Wochenende mehr als zufrieden.

 

Zum Abschluss noch ein kleines Bild der estnischen Präsidentin Kersti Kaljulaid. Wie gern hätte ich sie an diesem Abend gesehen - wenigstens als Liveübertragung. Aber stattdessen bleibt mir nur die Google Bildersuche.

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