Englisch, Mathe und was sonst so anfällt
Endlich finde ich die Zeit, mal über meine Arbeit hier im Centre de Formation de Techniciens Agricoles (CFTA) in La Ferté-Macé zu schreiben.
Mehr oder weniger handelt es sich bei dem Zentrum um eine Berufsschule, in der angehende Landwirte und Landschaftsgärtner ausgebildet werden. Allerdings besuchen auch Schüler, die hier ihr Fachabi machen, und Erwachsene, die sich in der Landwirtschaft weiterbilden möchten, diese Schule. Deshalb gibt es hier auch eine relativ breite Alterspannweite, sodass meine "Schüler" fast immer mindestens 2-4 Jahre älter sind als ich. Ich muss ehrlich sagen, dass mich dieser Umstand nicht stört, denn ich werde wirklich von allen "Schülern" respektiert. Allerdings ist es manchmal sehr komisch, wenn ich den "Schülern", die 5 Jahre älter sind als ich, etwas beibringen soll, das ich bereits in der 9. oder 10. Klasse gelernt habe (Wachstumsprozesse, Prozentrechnung, englische Grammatik etc.).
Meine Aufgaben hier sind relativ weit gefasst, sodass ich eigentlich jede Woche etwas Anderes mache. Die einzige Konstante ist die regelmäßige Hilfe im Mathe- und Englischunterricht der Berufsschüler. Da die allerdings auch oft in ihren Betrieben sind, um auch die praktische Ausbildung zu genießen, gibt es Wochen, in denen ich bis zu 45 Stunden arbeite (ungefähr einmal im Monat, wenn irgendwie alle gleichzeitig da sind und Unterricht haben) und auch Wochen, in denen ich kaum etwas zu tun habe (diese Woche arbeite ich beispielsweise nur etwa 20 Stunden).
Im Englischunterricht unterhalte ich mich vor allem mit den Schülern (wenn das möglich ist; das Sprachniveau ist oft unterirdisch), und versuche, kleine Debatten anzuregen. Das klappt manchmal mehr und manchmal weniger.
Im Matheunterricht (momentan Wirtschaftsmathematik) läuft es ähnlich. Wenn die Schüler ihre Aufgaben machen, gehen ich und die Lehrerin zu den Schülern und helfen ihnen oder erklären etwas noch einmal genauer (Französisch und Mathe klappt erstaunlich gut). Allerdings habe ich auch ein- bis zweimal in der Woche selbst Matheunterricht. Da ich noch nie vorher Wirtschaftsmathe hatte, sitze ich mit im Unterricht der Erwachsenen, um das zu lernen, was ich dann den Schülern erkläre.
Manchmal bin ich auch noch am Abend in der Schule, wenn beispielsweise Jordan, der französische Freiwillige im CFTA, Spieleabende im Internat organisiert, oder wenn Veranstaltungen anstehen. Zuletzt haben die Berufsschüler des 2. Lehrjahres ihre Auslandspraktika präsentiert und ich habe die Gelegenheit genutzt, auch Deutschland zu präsentieren (was einen 14h Arbeitstag mit sich zog, mein bisheriger Höchstwert).
Den Berufsschülern des 1. Lehrjahres helfe ich außerdem, ihre obligatorischen Auslandspraktika (finden im Sommer 2017 statt) zu organisieren. Leider will keiner von ihnen nach Deutschland; sie fürchten sich zu sehr vor der Sprachbarriere. Aber dann helfe ich eben bei der Vorbereitung der Praktika in den anglophonen Ländern.
Wenn ich sonst nichts zu tun habe, besuche ich mit den verschiedenen Schülergruppen Farmen oder mache andere Ausflüge. Meistens verstehe ich zwar nicht, wovon die Rede ist, da ich schon ohne dem Fachvokabular genug Verständnisprobleme habe. Trotzdem sind die Farmen immer eine willkommene Abwechslung, um mal ein bisschen die Gegend und den Mode de Vie hier kennenzulernen.
Alles in allem ist also alles wirklich in Ordnung. Natürlich gibt es immer Sachen, die mich stören (teilweise wirklich unmotivierte Schüler, wodurch 2h Unterricht sehr, sehr lang werden können.), aber im Großen und Ganzen hätte es mich wirklich schlimmer treffen können ;) (allerdings sind meine Ansprüche nicht sehr hoch, ich hab auch schon bei 30° Celsius als Maskottchen im Vollkostüm gearbeitet :D)