Eine Seefahrt, die ist lustig. Eine Seefahrt, die ist schön!
Wenn man Freiwillige in Lettland fragt, was sie unbedingt während ihres Freiwilligendienstes in Lettland erleben wollen, dann ist die Antwort in der Regel ziemlich eindeutig.
Jeder von ihnen möchte die berühmt-berüchtigte Fährüberfahrt Riga-Stockholm-Riga einmal am eigenen Leib erfahren haben. 17 Stunden auf der Fähre, dann sechs Stunden Aufenthalt in Stockholm und wieder 17 Stunden zurück nach Riga. Der Traum eines jeden Freiwilligen.
Dank meiner Arbeit im TIC hatte auch ich am letzten Wochenende die Möglichkeit, diese waghalsige Reise auf mich zu nehmen. Das Konzept der Reise war mir zuvor allerdings nicht wirklich bewusst gewesen. Ich bin durchaus davon ausgegangen, dass es darum geht, einen (halben) Tag in Stockholm zu verbringen und dass das Schiff nur das Transportmittel ist.
Stattdessen ist die Schifffahrt für die meisten Reisenden, die teilweise sogar aus Litauen anreisen, das Wichtigste. Es gibt Alkohol, Alkohol, Alkohol, Karaoke, eine Live-Band und sogar eine Zirkusshow - allerdings waren die Stunts wegen des Seegangs und der Wellen doch ziemlich gefährlich - gebrochene Nase inclusive.
Und so kam ich mehr oder weniger unerwartet zu meiner ersten Kreuzfahrterfahrung. Zusammen mit meinen zwei Kolleginnen und einer meiner Mitbewohnerinnen (die anderen Kolleginnen wollten nach vorherigen Kreuzfahrterfahrungen keinen Fuß mehr auf ein Schiff setzen - und ich sollte auch noch am eigenen Leib erfahren warum) genoss ich also den Luxus einer Außenkabine und auch wenn es durchaus kalt und windig in Riga war, standen meine Mitbewohnerin und ich tapfer an Deck, als die Fähre den sicheren Hafen verließ, und ließen uns erst auf dem offenen Meer davon überzeugen, wieder unter Deck zu kommen.
Den Abend nutzten wir dann, um das Schiff zu erkunden, auf dem Weg zu unserer Kabine immer wieder verloren zu gehen, neue Bekanntschaften zu machen (wir haben doch tatsächlich junge Leute aus Tukums getroffen, die hier leben und arbeiten - wir wussten nicht einmal, dass es Menschen über 18 aber unter 35 in dieser Stadt gibt), Karaoke zu singen und die Sauna zu finden.
Am nächsten Morgen waren wir dann endlich bei strahlendem Sonnenschein in Stockholm und sind mehr oder weniger einfach nur durch die Stadt spaziert, um dann am frühen Nachmittag noch einkaufen zu gehen - meine Kolleginnen haben mindestens 200kg Polarbread nach Lettland geschmuggelt - und uns wieder auf dem Weg zurück nach Riga zu machen. Erstaunlicherweise war es ziemlich warm in Schweden (zweistellige Temperaturen) und so saßen wir einfach an Deck und haben gelesen und die Sonne genossen.
Am Abend drückten wir dann noch die Daumen für meine Kolleginnen, die in bester Kreuzfahrt-Manier Lose für die Tombola gekauft hatten und - surprise, surprise - natürlich mit leeren Händen wieder in die Kabine zurückkehren mussten, bevor wir dann nach einer kurzen Karaokerunde, die plötzlich aber bestimmt durch den Seegang beendet wurde, auch schon schlafen gingen - oder es zumindest versuchten, um dann am nächsten Morgen ziemlich müde in Riga wieder aufzuwachen.
Und auch wenn ich mir etwas weniger Seegang und viel mehr Zeit in Stockholm gewünscht hätte, muss ich zugeben, dass die kleine Reise nicht schlecht war - aber dennoch brauche ich nun erst einmal etwas Zeit, um mich wieder zu erholen.