Back in Paradise ?
Die 11 Tage in Deutschland sind auch schon wieder um, und irgendwie bin ich so schnell wieder zurück nach Frankreich gereist, dass mir nicht mal die Chance blieb, mit einem übergroßen Klamottenstapel meinem Zimmer wieder meine persönliche Note aufzuzwängen.
Dieses Mal ist der Abschied ganz anders (der filmreife Abschied am Bahnhof im September wäre sowieso nicht mehr zu toppen). Während meiner Mama - und vielleicht sogar auch meinem Papa - die Tränen kommen, habe ich einfach nur Lust, zurück nach Frankreich zu fliegen. Und nach ein paar wirklich coolen Tagen in Paris bin ich nun endlich wieder in La Ferté-Macé angekommen - noch immer voller Vorfreunde,
Doch ich muss nur einen Schritt in die Wohnung setzen und schon laufe ich gegen eine Wand aus Kälte. Weil weder mein Mitbewohner noch ich über Weihnachten zuhause waren, haben wir die Heizung und das Gas ausgestellt. Leider haben wir allerdings vergessen, meiner Tutorin den Schlüssel zu geben, damit sie 2-3 Tage vor meiner Rückkehr die Heizung wieder anstellt. Resultat: Eiszapfen am Wasserglas, zwei Nächte mit Schlafsack und zwei Decken und mittlerweile schon wieder fast angenehme 15 Grad in der Wohnung. So fängt das neue Jahr natürlich gut an.
Heute war es dann endlich warm genug in der Wohnung, dass ich wirklich einmal länger dort sein konnte - in den letzten Tagen habe ich vorbildlich wie ich bin schon gearbeitet und saß sonst bei meiner Tutorin vor dem Kamin. Zeit also, endlich den Koffer auszupacken und etwas aufzuräumen (dabei plagt mich ziemlich mein schlechtes Wissen - mein Mitbewohner scheint, bevor er in den Urlaub gefahren ist, einen Großputz gemacht zu haben. Vielen lieben Dank !).
Da fällt mein Blick plötzlich auf mein Kleiderregal (aus Ermangelung eines Kleiderschrankes), und meine Freude über meine Rückkehr nach Frankreich ist vollends verflogen. Im September bin ich mit ungefähr 40 Kilogramm Gepäck nach Frankreich gekommen. Seitdem haben mir meine Eltern fünf (!) Pakete geschickt - das nächste ist schon unterwegs, weil ich natürlich wieder irgendwas in Deutschland vergessen habe - und auch mein Koffer auf dem Rückflug von Deutschland ist nur knapp daran vorbeigeschrammt, als Übergepäck abgestempelt zu werden. Vor 1,5 Jahren bin ich mit 5 T-Shirts und 2 Hosen fast drei Wochen durch Schweden gereist, zwischendurch war bestenfalls eine Handwäsche möglich. Minimalismus ist also normalerweise nicht mein Problem. Nun liegen hier aber in meinem Regal allein
- 7 lange und 4 kurze Hosen - obwohl es hier nie so warm werden wird, dass ich eine kurze Hose anziehen könnte
- 6 Sporttshirts - in Deutschland habe ich selbst, als ich zu Hochzeiten 5x/Woche Sport gemacht habe, niemals 6 Tshirts gebraucht - wozu hat man denn eine Waschmaschine
- 15 (!) Pullover - warum auch immer ...
- 4 Paar Sneakers, 2 Paar Stiefel, 1 Paar Wanderstiefel, 2 Paar Laufschuhe, 1 Paar Birkenstocks, Flip-Flops, Pantoffeln
- 7 verschiedene Jacken - allerdings nur ein Winterjacke, alle anderen sind eher für den Herbst/Frühjahr
- 4 lange und 2 kurze Sporthosen - offensichtlich für jedes T-Shirt eine
- unglaubliche 25 (!!!!!!!!!) Paar Socken - könnte ja sein, dass das Sockenmonster über Nacht Heißhunger bekommt
Dazu könnte mein Kamin (leider wurde der Abzug verschlossen, sonst hätte ich das Heizungsproblem nicht) im nächsten DM-Prospekt abgedruckt werden: fünf verschiedene Mascaras, dreimal Make-Up, Puder, Eyeliner, Lidschatten ... Blöd nur, dass ich mich maximal einmal Woche, eher weniger, schminke. (Ich nenne es jedenfalls schminken, wenn ich mir morgens schnell etwas Mascara auf die Wimpern schmiere)
Aber eigentlich sind das doch mal wieder Luxusprobleme. Ich meine, ich sitze hier in einer (relativ) warmen Wohnung; habe ein Dach über dem Kopf, genug zu essen - wenn ich denn Lust habe, einkaufen zu gehen, wenn nicht gibt es einfach nur Nudeln mit Pesto; und ärgere mich über mich selbst, dass ich beim Packen meines Koffers nicht nur im September sondern auch vor knapp einer Woche mal wieder übertrieben habe.
Besser kanns doch auch im Paradies nicht laufen oder ?