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Tränen (der Freude) ?

Schneller als ich es jemals für möglich gehalten hätte, ist der Tag nun gekommen: Mi-Service. Halbzeit.

Nun sitze ich hier also in unserem kleinen Wohnzimmer und werde sentimental. Es ist nicht zu beschreiben, was ich in den letzten fünf Monaten alles erlebt habe. Und während ich ja eigentlich sonst immer über die großen Reisen, Konzerte, Projekte und über die Sprache und SNCF schreibe, möchte ich heute mal eine kleine Retrospective über die kleinen Momente und vor allem über die lieben Menschen schreiben, die irgendwie immer untergehen aber meinen Freiwilligendienst zu dem machen, was er letztendlich ist.


1. Täglich Francais

Meine Kollegen im CFTA sind einfach toll. Jeder hat immer ein offenes Ohr und sie unterstützen mich bei all meinen Problemen (ob ich nun gegen den Kopierer kämpfe oder mich mal wieder im Sprachdschungel verlaufen habe). Außerdem können sie es nicht ertragen, wenn ich mal kein neues Wort pro Tag lerne. Heutige Lektion: "Il n'y a pas de quoi !" - "Gern geschehen !"


2. Gelebtes Chaos

Seitdem ich im Oktober das erste Mal in Paris war, zieht es mich immer wieder zurück in die WG der dortigen Freiwilligen. Sie sind mir alle so schnell ans Herz gewachsen, ich liebe ihre Lebensart und weiß, dass ich immer willkommen bin. Selbst wenn es nur für eine ganze halbe Nacht ist, weil ich mal wieder so verrückt bin und 3h Zug fahre, um dann für nicht mal 12 Stunden in Paris zu sein.


3. Mot, Hai, Ba ...

Da enden meine Vietnamesischkenntnisse aber auch schon - auch wenn der Qwan Ki Do Trainer seit vier Monaten versucht, mir die Zahlen (und vor allem die Technik) auf Vietnamesisch beizubringen. Es tut einfach gut, immer mal wieder ein Messer oder einen Säbel in der Hand zu halten (das klingt jetzt leicht verrückt) und nach dem Training blaue Flecken und Abschürfungen zu haben - denn man glaubt gar nicht, wie hart so ein Sandsack sein kann. Und auch wenn das Fechten immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird - obwohl ich nie der große Fechter war - muss es jetzt ein bisschen zur Seite rücken.


4. Famille 2.0

Auch wenn sich das wirkliche Heimweh bis jetzt in Grenzen hält, ist es manchmal schon komisch, dass meine Eltern so weit weg sind. Vor allem wenn es mir nicht gut geht, wünsche ich mir dann schon, ich wäre bei meinen Eltern oder sie bei mir. Geht natürlich nicht. Umso mehr freue mich aber, dass mich meine Tutorin praktisch vom ersten Tag an in ihre Familie aufgenommen hat. Nicht wirklich als Tochter - eher als Nichte. Letzte Woche war ich dann zum ersten Mal wirklich krank und plötzlich stand sie vor der Tür; mit 1kg Zitronen, Thymiantee, Rotkohl (laut ihr der absolute Geheimtipp gegen Bronchitis) und einem kleinen Kuchen.


5. Allroundtalent.

Ich muss mich an dieser Stelle mal für die Rechte von Küchen stark machen. Kein Raum ist so vielseitig und gleichzeitig so unterschätzt. Wer denkt, man kann dort nur kochen, der liegt eindeutig falsch. Mein Mitbewohner und ich sehen uns (wenn wir eine ruhige Woche haben) ungefähr zwei - bis dreimal pro Woche. Wo? Natürlich in der Küche. Und dann wird geredet, geträumt, die Welt verbessert und ganz viel diskutiert. Manchmal 10 Minuten, manchmal 2 Stunden. Und dann ist das Essen kalt.


6. Petite Soeur

Die Schüler der Erwachsenenbildung sind schon lange nicht mehr nur "meine" Schüler, mittlerweile sind sie meine Freunde. Wir essen ungefähr einmal pro Woche alle zusammen und feiern danach etwas (so gut es eben in La Ferté möglich ist). Oder gehen shoppen. Oder fahren übers Wochenende weg. Oder gehen zum Piercer. Oder. Oder. Oder. Eine große kleine Familie und ich mittendrin - eben als petite soeur.


7. Bande de Volontaires

Zu guter Letzt meine vier Verrückten. Dass es immer noch Leute gibt, die uns zu fünft irgendwohin einladen. Der Zufall hat uns irgendwie im Oktober zusammengebracht und jetzt werden wir uns nicht mehr los (will ich eigentlich auch nicht, denn wo bekomme ich sonst meine Cookies, Sushi und Couscous her?!) Jä vuh schadoar !


Nun sitze ich also hier; sentimental wie ich bin laufen mir die Tränen. Weil ich meine Familie, Freunde und Deutschland vermisse ? Weil mir bewusst wird, dass nun schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei ist ? Oder weil ich so tolle Menschen ich um mich herum habe ? Um ehrlich zu sein; ich weiß es nicht.


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