Il faut vivre.
Eigentlich habe ich mir ja fest vorgenommen, nachts keine Artikel mehr für diesen Blog zu schreiben. Wahrscheinlich werde ich ihn morgen früh auch schon wieder löschen. Aber in meinem Kopf ist gerade einfach nur ein riesiges Durcheinander.
Ich versuche immer wieder, meine Gedanken in Worte zu fassen, schreibe Absatz um Absatz, um ihn dann wieder zu löschen. Ich weiß, dass das Leben nicht immer einfach ist. Dass es immer wieder Hürden gibt, dass man manchmal zu dem Entschluss kommen könnte, es gäbe keinen anderen Ausweg mehr. In den letzten sechs Monaten sind zwei Menschen, die ich zwar nicht persönlich kannte - mir aber Personen, die sie kannten, unglaublich nahe stehen - aus dem Leben geschieden. Sie haben Selbstmord begangen.
SelbstMord. Ich versuche, ein anderes Wort, eine bessere Formulierung zu finden. Selbsttötung. Suizid. Ob nun Mord oder Tötung, in jedem Fall wird es von eigener Hand vollbracht. Und genau das macht mir Angst. Dass es einem Menschen so schlecht gehen kann, dass er sein Leben freiwillig vorzeitig beendet.
Die Entscheidung über das vorzeitige Ende des eigenen Lebens ist die persönlichste Entscheidung, die ein Mensch im Laufe seines Lebens treffen kann. Welch eine Verzweiflung ein Mensch fühlen muss, um auch nur in Erwägung zu ziehen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Ich versuche es mir vorzustellen, ja nachzuvollziehen. Aber ich schaffe es nicht. Und weil ich nicht verstehe, neige ich dazu zu verurteilen. Warum müssen Menschen sterben, die doch so gerne leben wollen, während andere Menschen leben könnten, aber es nicht wollen ? Natürlich mache ich es mir da ziemlich einfach und breche eine unglaublich komplexe Situation auf einfache Phrasen herunter. Und trotzdem sitzt tief in mir drin dieser Gedanke, wie unfair das doch alles ist. (jetzt höre ich mich schon wie ein kleines Kind an.) Für diesen Gedanken kann ich mich selbst nicht ausstehen. Wer bin denn, dass ich mir erlaube, über solch eine persönliche Entscheidung ein Urteil zu fällen, ohne nicht einmal ansatzweise die Ausgangssituation nachempfinden zu können.
Vielleicht bin ich zu streng mit mir. Man könnte sagen, dass ich erst 19 Jahre alt bin, das Leben genieße und auch noch nie große Herausforderungen im Leben hatte. Dass ich vom Glück reden kann, dass ich Situationen, die Menschen dazu treiben, auch nur über einen Suizid nachzudenken, nie erlebt habe. Aber ich möchte doch einfach nur verstehen. Denn für mich ist unumstritten: Il faut vivre.